Kann es sein, dass Ihnen ein bayrischer Politiker einfällt, der …Äähh… kaum einen Satz ohne mehrmaliges „Äähh“… zu Ende bringt? Oder Sie denken an einen bekannten …Ähm… Tennisspieler? Das häufige Einstreuen solcher Verzögerungslaute erschwert das Zuhören. Oder nervt einfach. Die spannende Frage für jeden Redner ist deshalb, wie sich eine solche Marotte vermeiden lässt.

Person mit Verzögerungslaut

Sollten Sie selber mit Phasen des „Äähhs“ zu tun haben, die zwei guten Nachrichten vorweg: Erstens, nicht immer ist das Einschieben von Pausenlauten wirklich störend. Hier gilt frei nach Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift“. Denn der Laut „Äähh“ hat eine nützliche Funktion. Es zeigt Ihren Zuhörern an, dass Sie den Satz gerade „live“ entwickeln.

Die zweite gute Nachricht: Weil die „Äähhs“ stark mit Sprechgewohnheiten verbunden sind, können Sie diese Gewohnheiten tatsächlich ändern. Im Einzelfall mag der Weg dorthin länger sein, erste Erfolge habe ich in meinen Trainings aber immer wieder vor Augen.

Tipp PUNKTGENAU

Da Sie beim Denken sprechen und beim Sprechen denken, braucht Ihr Gehirn kurze Pausen. So wie auch Ihre Zuhörer. Seien Sie deshalb mutig und machen Sie Pausen ohne störende Pausengeräusche. Je besser Sie vorbereitet sind und je kürzer Ihre formulierten Sätze, desto flüssiger werden Sie reden können. Dabei gilt: Wenn Sie nicht zu oft „Äähh“ sagen, wird es niemandem auffallen.

Die drei häufigsten Ursachen

Von der ersten Ursache war bereits die Rede. Die Verwendung von Füllwörtern ist eine Verzögerungstaktik. Die Rednerin schindet damit Zeit, um ihrem Gehirn die Zeit zu lassen, die richtigen Worte in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Und damit hängt auch die zweite und dritte Ursache zusammen: Mangelnde Vorbereitung und die damit einhergehende Nervosität und Unsicherheit. Wer nicht genau weiß, was er sagen will, benötigt mehr Zeit, um sich zu konzentrieren. Erst denken, dann reden. Folgerichtig schaltet sich das Gehirn ein und füllt die Denkzeit mit einem oder mehreren Pausenfüllern.

Wie Sie „Äähhs“ vermeiden

Welche praktischen Maßnahmen helfen Ihnen, Verzögerungslaute zu minimieren oder gänzlich zu vermeiden? Fünf Tipps aus meiner Praxis:

  1. Gute Vorbereitung

Zur Vorbereitung ist es eine gute Übung, Ihre Rede mehrmals laut zu sprechen. Das gibt Ihnen die Sicherheit mit der Sie formulieren und Ihre Gedanken in Sätze bringen können. Besonders hilfreich ist auch ein Stichwortzettel, auf dem Sie Ihren Einstieg in ganzen Sätzen ausformuliert haben.

  1. Langsamer Sprechen

Falls Sie zu den Schnellrednern gehören, bedeutet es eine echte Herausforderung, das Tempo zu drosseln. Am ehesten wird es Ihnen gelingen, indem Sie kurze Sätze sprechen. Hat Ihr Schnellreden mit der Aufregung zu tun, hilft es, wenn Sie die Sätze einzelnen Zuhörern „auf den Kopf“ zusagen. Im Dialog reden die meisten Menschen grundsätzlich langsamer.

  1. Punkt. Pause.

Pausen sind besser als Verzögerungslaute. Pausen bauen Spannung auf und geben Ihren Zuhörern Zeit, das Gesagte nachzuvollziehen. Außerdem wirken Sie überzeugender. Ganz praktisch: Bringen Sie Klebepunkte auf Ihre Stichwortzettel. Die Punkte werden Sie an die Pausen erinnern.

  1. Stimme senken

Für Ihre Zuhörer ist ein gesprochener Satz zu Ende, wenn Sie Ihre Stimme senken. Bleibt die Stimme oben, bleibt auch der Satz „in der Luft hängen“. Um diese Leere zu füllen, kann es passieren, dass sich „Äähhs“ oder Ähnliches einschleichen. Senken Sie deshalb zum Satzende bewusst Ihre Stimme. Lautes Lesen von Texten ist dafür übrigens eine gute Übung.

  1. Ein verrückter Trick

Für bestimmte Marotten und Gewohnheiten gilt: Um sie loszuwerden, sollte man genau das Gegenteil von dem tun, was man erreichen möchte. Das klingt zunächst verrückt, ist aber vielfach erprobt und unter der Strategie Paradoxe Intention bekannt.

Der Trick funktioniert so: Zur Vorbereitung bringen Sie sich in Ihre Präsentationshaltung (z.B. aufrecht hinstellen) und sprechen laut mind. 53x „Äähh“ hintereinander. Übertreiben Sie bewusst und haben Sie Spaß dabei. Wiederholen Sie diese Übung mehrmals. Der Effekt wird sein, dass es Ihnen möglicherweise selbst zu viel wird und Sie der „Äähhs“ überdrüssig werden. Außerdem können Sie Ihre Marotte entspannter betrachten und darüber lachen.