Fast hätte ich ausgerufen: „Bitte nicht!“. Voll daneben! Aber im letzten Moment habe ich es unterdrückt. Schließlich wollte ich mich nicht blamieren. Und es ging ja auch um meinen Coachee. Was war passiert?
Mit meinem Coachee hatte ich vereinbart, dass ich ihn auf eine Kundenveranstaltung begleite. Mein Auftrag war, ihn aus der Publikumsperspektive zu erleben. „Seien Sie kritisch mit mir!“ sagte er mir noch kurz vor dem Auftritt. Und das habe ich ernst genommen.

Die Kundenveranstaltung konnte mich beeindrucken. Das ganze Drumherum passte und die anwesenden Kunden waren sichtlich angetan. Besonders das opulente Buffet mit seinem attraktiven Angebot stach dabei ins Auge. Da waren offensichtlich Profis am Werk. Anders als bei der Präsentation meines Coachees. Nichts als Fastfood…

Bloß kein Fastfood!

Über das Risiko von Copy-Paste-Präsentatione habe ich an anderer Stelle schon geschrieben. Hier möchte ich auf einen Aspekt zu sprechen kommen, der unabhängig von der Foliengestaltung zu einem Fastfood-Eindruck führen kann: Die Floskeln des Redners.

Tipp PUNKTGENAU

Vermeiden Sie Fastfood auf der Tonspur. Ihre Zuhörer haben mehr verdient. Angefangen von den abgedroschenen Phrasen zur Eröffnung bis hin zur Überleitung zur Frage- und Diskussionsrunde. Finden Sie besser Formulierungen, die zur aktuellen Situation und zu Ihren Zuhörern passen. Möglicherweise hilft Ihnen hier auch ein Stichwortzettel. Kurzer Blick genügt, um mit den alten Gewohnheiten zu brechen.

Von der Stange

Standardformulierungen können hilfreich sein, besonders im Einstieg. In der Aufregung gehen die üblichen Formulierungen einfach besser über die Zunge. Allerdings: Wenn Sie als Redner professionell sein wollen und gleichzeitig Formulierungen „von der Stange“ nutzen, ist das ein Widerspruch. Dieser Widerspruch ergibt sich meiner Ansicht nach aus zwei Gründen:

Zum einen steht Professionalität für die Fähigkeit eines Redners, die Inhalte seines Themas souverän und glaubwürdig vorzutragen. Standardformulierungen wirken unüberlegt und stehen für mangelnde Vorbereitung oder Sicherheit. Zum anderen klingen abgedroschene Formulierungen für die Ohren der Zuhörer wenig wertschätzend. Wie von der Stange eben.

Besser nicht!

Haben Sie sich bestimmte Fastfood-Formulierungen erst einmal bewusst gemacht, können Sie sie einfach weglassen. Oder Sie finden Alternativen:

  1. “Ich freue mich, dass Sie so zahlreich…”

Der Klassiker unter den Begrüßungsfloskeln. Daher wenig originell oder wertschätzend. Am besten Sie streichen ihn ein für alle Mal aus Ihrem Repertoire. Zeigen Sie, dass Sie sich freuen. Schauen Sie Ihre Zuhörer an und lächeln Sie.

  1. “Darf ich mich zunächst einmal vorstellen…?

Klar, Ihre Zuhörer möchte wissen, mit wem sie es zu tun haben. Aufmerksamkeit erhalten Sie allerdings eher, wenn Sie sich mit dem Thema verbinden. Verzichten Sie auf die Darstellung Ihre Position oder Ihrer biografischen Daten. Sprechen Sie stattdessen von einer Erfahrung, die Sie mit den Zuhörern teilen oder die Hinweise zu Ihrer Kompetenz bietet.

  1. “Danke für Ihre Aufmerksamkeit…”

Ja, Sie sollten sich für die Aufmerksamkeit bedanken, wenn Ihre Präsentation unterirdisch schlecht war. Anders gefragt: Hat sich Ihr Arzt oder Steuerberater schon einmal für Ihre Aufmerksamkeit bedankt?   Eben. Besser als eine Höflichkeitsfloskel zum Schluss, ist es eine inhaltliche Zusammenfassung, eine klare Kernaussage oder ein Appel. 

  1. “Gibt es noch Fragen…?”

Auch ein Klassiker für den Einstieg in eine Fragerunde. Dabei kann es sich so anhören, als wollten Sie keine Fragen hören. Halten Sie besser offen, ob es noch Fragen gibt!

Animieren Sie Ihre Zuhörer, indem Sie eine Einladung aussprechen: „Ich freue mich auf Ihre Fragen – bitte fragen Sie!

  1. “Das ist eine gute Frage!…”

In welcher Rolle treten Sie hier auf? Verteilen Sie auch Fleißkärtchen? Und wie kommentieren Sie „weniger gute“ Fragen? Eine floskelhafte Bewertung von Fragen macht aus Ihren Zuhörern Schülern oder bringt Sie in eine Testsituation.

Haben Sie noch weitere Floskeln in petto? – Es ist schon viel gewonnen, wenn Sie diese 5 typischen Phrasen vermeiden. Sie wirken dadurch professioneller und Ihre Präsentation spannender. Zeigen Sie, dass Sie mehr als Fastfood zu bieten haben.